Lockdown 2020/21 - Deutsches Gesundheitssystem 2030
Seit über 25 Jahren arbeite ich in der IT des Gesundheitswesens und habe schon viel kommen und auch wieder gehen sehen. Es klingt weit weg, aber 9 Jahre sind ganz schnell vergangen.
Heute wage ich mal wieder einen Blick in die Zukunft.
Bei einigen Prognosen der Vergangenheit lag ich falsch. Doch Vieles ist, wenn auch mit erheblicher Verzögerung, eingetreten.
Das deutsche Gesundheitssystem wird mit den vielen Initiativen, Gesetzen und den bereitgestellten Geldern nun einen größeren Transformationssprung erleben.
eRezept, ePA, KIM, DIGA, …werden den Markt, die Prozesse verändern. In welcher Dimension lässt sich heute kaum abschätzen. Auf alle Fälle: Es werden nachhaltige Veränderungen. Daher laufen sich schon jede Menge Unternehmen und Organisationen warm. Ein Modellprojekt nach dem andern wurde ins Leben gerufen. Jeder will dabei sein und etwas abbekommen vom großen Kuchen. Ich hoffe Sie werden nicht so enttäuscht, wie mit der Gesundheitskarte.
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Noch ist nicht klar absehbar, wie sich die Verteilungsverhältnisse entwickeln werden. Es geht um viel, sehr viel Geld. In der Vergangenheit haben sich die Anteile der Begünstigten je nach politischer Wetterlage immer mal wieder versschoben.
Mit dem strategischen Wechsel 2019 in der Gematik ist der Weg zur Zentralisierung vorgezeichnet.
Der Staat übernimmt nun stärker die Verantwortung für den politischen Ordnungs- und auch den technologischen Rahmen. Ich hoffe er geht mit dieser Verantwortung angemessen um und setzt dafür eigene Ressourcen ein. Es ist ein komplexer schwieriger Prozess und die Versuchung wird immer nahe liegen, Aufgaben an konzernorganisierte Unternehmen auszulagern.
Gesamtgesellschaftlich ist der Prozess der Zentralisierung schon lange die dominierende Komponente mit allen Vor- und auch Nachteilen.
Die Lockdowns beschleunigen diesen Prozess enorm. Sicher ist dies nicht immer sofort für jeden sichtbar und auch die begleitenden massiven Umverteilungen sind nur wenigen bewusst.
Im Mix aus Kostenargumenten und demografischer Entwicklung scheinen wir verdammt zu sein, diesen Weg zu gehen.
Die heilsbringende Digitalisierung, deren Vorzüge insbesondere einer Zentralisierung Rechnung tragen, darf aber ruhig immer mal wieder hinterfragt werden. Welche Hebel global agierende Konzerne mittlerweile haben, sehen wir aktuell in den USA.
Die Menschen wünschen und reden von Freiheit, doch mehrheitlich ziehen wir uns letztlich doch gern ins gefühlt sichere Heim der Konzerne inclusive Vollverpflegung und Computeranschluss zurück.
Der Computer ist vom Werkzeug zum Formgeber unserer gesellschaftlichen und seelischen Struktur geworden.
Aus meiner Perspektive liegt der aktuelle politische Fokus in Deutschland primär auf der technischen Umsetzung und einer damit letztendlich erzwungenen organisatorischen Veränderung. Eine Reihe begleitender Fragen und Faktoren werden bewusst oder auch unbewusst ignoriert.
Mir persönlich fehlt ein langfristigeres Ziel eine Vision, wie das Gesundheitssystem 2030 organisiert sein wird.
Es so zu lassen „nur eben besser“ u.a. durch die Digitalisierung, ist mir zu wenig.
Grundsätzliches in Frage zu stellen, bedarf Mut und wahrscheinlich auch viel Verrücktheit.
Ein Ziel eines reformierten Gesundheitswesens könnte der Erhalt der körperlichen und geistigen Vitalität und Fitness der Bürger sein. Prävention steht vor Kuration, Rehabilitation und Palliativbehandlung. Das Gesundheitssystem hat im Jahr 2030 eine liberale, auf die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger ausgelegte Prägung. Die auch hierfür enormen technologischen Potentiale werden ausgeschöpft. Kleine-/ mittlere Vitalzentren, Vital-Communities, Vital-Scouts, persönliche Vitalchecker, universelle Ärztezentren (mit Gesamtkörper-Kernspintomographie), ambulante telemedizinische operative Nachsorge, etc.
Vieles passt „noch“ nicht in das derzeitige System und wohl auch nicht so gut in eine zentralistische Struktur. Auch verpasst man in Trance der Pandemie aktuell Chancen hier zu gestalten.
Natürlich kann in 9 Jahren viel passieren!
Schauen wir 2030 gemeinsam zurück und erfreuen uns dann, was doch entstanden ist.