Digitalisierungsfallen - KHZG

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224 Mio. EUR Stand jetzt sind bisher aus dem 4,3 Mrd. Paket des Krankenhauszukunftsfond beantragt. Das scheint, wenn man die Termine zur Beantragung betrachtet, wenig. Ich glaube aber, es ist in Ordnung so. Vor jeder Entscheidung zur Digitalisierung sollte immer auch eine umfangreiche und ehrliche Analyse bzgl. Kosten/Nutzen, langfristiger Perspektiven und kultureller Veränderungen stehen.
Es braucht einfach Zeit, welche sich die Krankenhäuser nehmen müssen, um nicht per se in jede Digitalisierungsfalle zu tappen. Sie werden durch die sehr kurzfristigen Termine eh schon verleitet, notwendige Entscheidungsprozesse abzukürzen.

Grundsätzlich sollten die einzelnen Projektschritte zeitlich nacheinander durchgeführt werden.

  1. Bedarfsanalyse (insb. auch die Motive aller Stakeholder) / Ziele festlegen
  2. Bewertung der Rechte / Verwertung / Pflege / politischer Rahmen / notwendige Aufwände für Kommunikation
  3. Aufnahme und Analyse der Prozesse / Schnittstellen / vorhandene Systeme / Datenflüsse / Infrastruktur / Technologie
  4. Erstellung des Konzeptes und zumindest einfachen Last-/Pflichtenheftes
  5. Durchführung eines Entscheidungs-Reviews (Antragsstellung)
  6. Detailplanung und Durchführung einer Ausschreibung (sofern erforderlich)
  7. Vergabe / Projektdurchführung
  8. Verstetigung / Wartung / Pflege

Leider hat man insbesondere bei einem Projektantrag oft nicht die Ressourcen und die Zeit gerade die Schritte 1 bis 4 ausreichend durchzuführen. Deshalb sollte jedes Haus ausreichend Puffer in seinem Projekt beantragen, um diese Schritte nachzuholen. Sonst kann ich versprechen, dass sie nicht nur in eine der Digitalisierungsfallen tappen, sondern so einen Teil des Förderbudget im wahrsten Sinne des Wortes verbraten.

Bildquelle: www.pixabay.com

Typische Digitalisierungsfallen sind:

  • Unterschätzung der eigenen Personalkosten
  • zu komplexe Ziele
  • eine unzureichende Einbindung der Anwender (u.a. Fehleinschätzung sekundärer Motive, wie die Auswirkungen notwendiger
    Transparenz der Mitarbeiter durch die Digitalisierung)
  • die Einbeziehung nicht aller Stakeholder des Prozesses
  • zu ungenügende Bedarfs- und Prozessanalyse und Definierung des neuen digitalisierten Prozesses
  • Unterschätzung der Haftungsrisiken, zusätzlicher Sicherheitskosten und damit verbundene Risikodefinitionen
  • Unterschätzung der notwendigen begleitenden Dokumentation
  • nicht kalkulierte Prozessnebenkosten im Bereich Kommunikation/Marketing

Ich wünsche allen gutes Gelingen.