Digital im Gesundheitswesen – ist nicht schon alles gesagt?

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Mit der Weihnachtswerbepost wurde ich auf das Buch von Frau Liebermeister „Digital ist egal“ aufmerksam und inspiriert.

Ja, wir sind beileibe nicht so digital, wie es uns die Umgebung manchmal glaubhaft machen will. Noch sind wir soziale Wesen und angewiesen auf direkte nicht digitale Beziehung zu anderen Menschen.
Das muss bei aller Euphorie über die neuen Möglichkeiten der Technik immer Berücksichtigung finden.

Bildquelle: Pixabay
Persönlichkeit, Gesundheit lässt sich meiner Ansicht nach nicht voll digitalisieren. Ein Online-Profil ist heute eine wichtige Ergänzung, ein erster Eindruck, eine Bestätigung der Offline-Erfahrung. Wir werden es nicht schaffen alle Facetten immer aktuell und in geeigneter Weise wiederzugeben. Auch Online Sprechstunden werden den persönlichen Besuch beim Arzt nicht komplett ersetzen können. Gestik, Mimik, Tonalität werden wohl nie dem exakt entsprechen, wenn man einem Menschen direkt gegenüber sitzt. Alles geschieht in dem ihm einzigartigen individuellen Kontext, aber sie werden diesem immer näher kommen. Online Sprechstunden werden ein selbstverständlicher Teil im Dienstleistungsangebot des Gesundheitswesens.

So wie die Nutzung eines Smartphones für die meisten selbstverständlich ist. Unser wichtigstes emotionales Grundbedürfnis ist Sicherheit. Wir scannen permanent unsere Umgebung nach Sicherheitssignalen. Ein Smartphone gibt uns ein Gefühl von Sicherheit. Das Gefühl am Prozess beteiligt zu sein und diesen sogar zu beherrschen. Dabei stört es uns nicht mal, dass wir damit immer transparenter verletzlicher werden. Ganz nebenbei befriedigt es doch noch unsere Bedürfnisse nach Abwechslung, Achtung und Verbundenheit. Der Erfolg des Smartphones, der Smartwatches, der Werables ist zwangsläufig und ich bin gespannt, was wir an möglichen Implantaten bald angeboten bekommen. Auch diese werden wir nutzen.

Das Smartphone ist heute ein zweiter Haustürschlüssel. Sie müssen nur mal beobachten, wie panisch reagiert wird, wenn man das Gefühl hat, das es abhanden gekommen ist. Nachdem wir durchschnittlich 88 mal pro Tag auf unser Smartphone schauen, sind wir wirklich gut konditioniert.

Die Digitalisierung stellt die Arbeitswelt immer weiter vor neue Herausforderungen. Wir sind „on“, „Connected“. Wir nutzen Netzwerke, die wir kaum kontrollieren können. Alles wir transparenter. Kommunikations-, Entscheidungs- und Handlungsprozesse beschleunigen sich. Aber es wird auch unkomplizierter!

Wir lernen damit umzugehen. Je schneller und je mutiger desto besser. Das Zeitalter der Digitalisierung ist gekennzeichnet durch eine kompromisslose Orientierung am Nutzer, Schnelligkeit und Globalisierung. Wie wird diese Transformation der traditionsreichen Gesundheitsversorgung gelingen?

Wenn Haftungsfragen geklärt werden, wenn die Transparenz nicht mit einer noch stärkeren Steuerung und Kontrolle verbunden ist, wenn offen und ehrlich eine Veränderung des Leistungskataloges umgesetzt wird, dann kann man optimistisch sein, das die bisherigen Leistungsträger auch zukünftig, erfolgreich neben Google, Apple und IBM unser Gesundheitssystem gestalten. Beziehungen brauchen Zeit, Zuwendung und diese muss fair honoriert werden. In meiner Welt ist dies eine Ä1 heute nicht mehr.

Ich kann mir vorstellen, dass meine Generation (Ü 50 und Digital Immigrant) wie jetzt schon in diesem Alter, auch zukünftig wohl seltener zum Arzt gehen wird. Zum einen aus wirtschaftlichen Aspekten, zum anderen ist der Wunsch nach sozialen Kontakt wahrscheinlich schon stärker gestillt. Die Anzahl der Alternativen ist erheblich größer, sowie das eigene bzw. schnell zu erlangende Wissen viel umfangreicher. Was kann dies für das bisherige Modell bedeuten? Wenn alles miteinander verbunden ist, konkurriert es zwangsläufig miteinander.

Niedergelassen Ärzte und Krankenhäuser sind gut beraten sich auf diese Entwicklung einzustellen, mit zu gestalten und eine langfristige Strategie zu verfolgen. Dabei kommt es darauf an die Online- und Offline-Welt zu synchronisieren und wechselseitig zu nutzen. Das Internet muss nicht nur genutzt, es muss verstanden werden. Der Nutzung muss einen Sinn gegeben werden. Wie werden lernen, in welcher Situation es eine digitale Antwort tut und in welcher eine persönliche besser ist. Wir werden im enormen Informationsüberfluss lernen, die relevanten Daten zu filtrieren und zu interpretieren. Kunden (Patienten) lieben die Einfachheit. Machen wir uns es doch nicht so kompliziert. Legen Sie los. Oder nach Goethe. TUN Sie.

Bleiben sie auch 2017 neugierig, mutig und mit viel Bereitschaft zum Querdenken. Die Digitalisierung wartet nicht, Sie ist schneller und wird noch schneller.